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diskussion um die teilabschaffung der berufsunfähigkeitspension

unsere stellungnahme:

wir halten die regelungen für äußerst problematisch!

die altersgrenze scheint uns zweifach unsinnig: warum sollen menschen über 50 nicht das gleiche recht auf rehabilitation haben wie menschen unter 50? warum wird andererseits das leid der menschen unter 50 nicht in gleicher weise anerkannt wie bei menschen über 50? 

wir befürchten, dass diese art der rehabilitation kränker macht und nicht gesünder!

unser gesundheitsprojekt „würde statt stress“ hat gezeigt, dass viele menschen sehr unter dem aktivierungsregime leiden. wie massiv diese stresssymptome sind, hat auch uns überrascht.

aus unseren erfahrungen in der sozialen arbeit wissen wir natürlich, wie schädlich stigmatisierungen (hier: festlegungen auf „krank“ oder arbeitsunfähig) sind. wir haben aber auch die erfahrung gemacht, dass es für viele menschen in oder nach einer krise unbedingt notwendig ist, dass sie – zumindest für eine längere zeit – von ihren verpflichtungen (?) gegenüber einem arbeitsmarkt, auf dem sie in ihrem zustand sowieso keine chance haben, entbunden werden. GERADE diese entlastung ermöglicht vielen eine gesundung und eine langsame (!) rückkehr. ohne innehalten, ohne (zugestandene) pause gibt es keinen neuanfang! 
wir sind sicher, dass unter den gegebenen bedingungen der konakt mit dem ams die meisten vulnerablen menschen kränker macht. wer kranken menschen zuhört, erfährt wie bedeutsam es ist, dass ihr 
leiden an-er-kannt wird und dass sie die auszeit, die sowieso unumgänglich ist, auch offiziell zugestanden bekommen. durchwurschteln ist hier nicht angesagt. selbstverständlich ist uns die tolle qualität mancher reha-maßnahmen bekannt und wir kennen einige, die nach psychischen krisen durch solche kuren sehr gestärkt, wenn nicht „geheilt“ wurden. sie haben sich allerdings ALLE freiwillig, zum richtigen zeitpunkt für eine selbst ausgewählte kur entschieden. leider ist uns solches von ams-maßnahmen, die ja samt und sonders von sanktionsdrohungen begleitet sind, nicht zu ohren gekommen.

auch aus soziologischer sicht wäre einiges über die norm der „normalbiografie“ (ausbildung – beruf durchgehend – dann pension) zu sagen, die es so für frauen sowieso nie gegeben hat und die es immer weniger gibt. es wäre schlicht logisch, auszeiten nach krisen zu ermöglichen.

aus all diesen gründen halten wir den jetzigen entwurf für eine verhöhnung der menschen, die zu krank sind, um dem vielfältigen stress in der arbeitswelt und/oder den zumutungen an arbeitslose weiter standzuhalten.

gewisse wissenschaftler u.a. sorgen für eine mediale darstellung, die den kranken / ausgebrannten massenhaft flucht in die pension unterstellt, diese „flut“ sei „einzudämmen“. diese katastrophenszenarios arbeiten mit ängsten, schüren sie. die konnotation der flucht scheint aus der rassistischen rhetorik übernommen zu sein.

zu befürchten ist vielmehr, dass es immer mehr menschen nicht mehr schaffen, ihre legitimen versicherungsleistungen zu beziehen, weil die beschämung immer härter betrieben, die exklusion immer stärker wird.

der einschätzung der „aktiven arbeitslosen“ 

http://www.aktive-arbeitslose.at/news/20120727_invaliditaetspension.html

schließen wir uns an.