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alle reden über „wohnformen im alter“. wir auch

einige von uns überlegen, dass sie in den nächsten jahren nicht in „single-wohnungen“ leben wollen, auch wenn sie nicht pflegebedürftig sind.

 

halten wir uns an den marktsprech, sind wir also auch im alter „immobilienwirtschaftlich aktiv“ – so der interessante ausdruck am symposium von „wohnen plus ‚daheim oder im heim’“ 😉

 

besonders interessant finden wir

  • das konzept von WOAL – wohnen ohne alterslimit, http://wohnen-ohne-alterslimit.at/about/, weil auch uns selbstbestimmung und solidarität wichtig sind. WOAL sieht vor, dass wir auch ein bissl verrückt werden dürfen und weiter für uns entscheiden können…. aber das ist erst einmal „nur“ ein konzept. und wenn es umgesetzt werden soll, ist es ohne förderungen viel zu teuer für unsereine. wir möchten auch nicht mit lauter menschen wohnen, die eine überdurchschnittliche pension oder entsprechenden besitz haben. daher wollen wir mit anderen überlegen, wie ein solches super-konzept auch im durchschnittlichen wohnviertel umgesetzt werden könnte. wir sind dran, aber noch nicht allzu weit …
  • CLUSTERWOHNUNGEN – ein kleiner leistbarer wohnbereich mit dusche, wc und kleinstküche im rahmen einer großen wohnung (zb. alle wohnungen auf einer ebene). es gibt interessante beispiele, aber die bisher gefundenen sind entweder zu teuer oder in einer gegend wiens, wo man mit mobilitätseinschränkungen kaum mehr in ein kino kommt.

daher haben wir überlegt, wo gibt’s anhaltspunkte, wo man relativ leicht auf clusterwohnungen umsteigen könnte bzw. wo könnte es einen politischen willen geben …?

na klar fallen uns da gleich einmal die jugend- und altersghettos in der stadt ein.

also fragen wir nach.

  1. es gibt jugendwohnheime, die hätten für unsere ideale alterswohnform „clusterwohnung“ fast schon passgenaue bauliche voraussetzungen, nämlich in den jugendwohnhäusern. hier gibt es zimmer mit nasszellen und große stockküchen, sogar mit versperrbaren kastln.

also ein mail an den träger, das kuratorium wiener jugendwohnhäuser, ob die nicht mischen wollen, alte und junge – das wär doch interessant? leider gab es darauf keinerlei reaktion.

  1. von den wohnbuddys wissen wir, dass diverse alters- bzw. pflegeheime bereits vereinzelt öffnungen für ihren ghetto-betrieb haben. auch wenn der grund dafür sein dürfte, dass die 2-zimmer-wohnungen nicht mehr belegt können (man darf ja erst mit einem gewissen pflegebedarf rein und bei paaren scheint sich die pflege zu hause meist bis zum tod des einen partners auszugehen…), geben sie doch an, dass sie mit der vermietung an student*innen gute erfahrungen machen.

wir rechnen also mit der bereitschaft zur (weiteren) öffnung des lt. selbstbeschreibung (s. https://www.kwp.at/ueberuns.aspx) „sozialen Großunternehmens“ mit 30 häusern für ca. 9.000 bewohner*innen. „Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) ist der größte Anbieter von SeniorInnenbetreuung in Österreich. Wir bieten die meisten Pflege- und Wohnplätze für PensionistInnen an. “ [alle angaben lt website]

gemeindenah und vom fonds soziales wien gefördert, da gibt es doch sicher aufgeschlossenheit für ein gehyptes thema?

… also schreiben wir:

sehr geehrte damen und herren,

von den „wohnbuddys“ haben wir gehört, dass sie offen sind für experimente zwischen alten und jungen bewohnerInnen.

auch wir diskutieren in unserem verein wohnmodelle für’s altern und haben uns auch mit diversen wohnformen auseinandergesetzt. besonders interessant finden wir „clusterwohnungen“. dazu fiel mir ein, dass die einrichtungen des kwj in ober st. veit – wo ich in meiner jugend gewohnt und mich recht wohl gefühlt habe – ähnlich angelegt waren. diese mischung aus alleinwohnen und gemeinsamer stockküche wären doch für menschen interessant, die barrierefreiheit brauchen und die sich andererseits (auch selbtorganisierte) gemeinschaftsaktivitäten, mindestens aber alltägliche begegnungen wünschen. wir wenden uns also sowohl an das kwj als auch an sie mit der frage, ob eine mischung der wohnformen nicht ein spannendes experiment wären?

wir würden uns freuen, wenn wir über solche überlegungen ins gespräch kommen könnten.

mit besten grüßen …

und tatsächlich antwortet die abteilung innovation – project – science HUB .

allerdings erst einmal mit fragen zu unserer anfrage – was wir uns denn so vorstellen und von welchen konzepten, erfahrungen und literatur wir erzählen könnten.

wir kommen diesem wunsch natürlich gerne nach und antworten ausführlich

lieber herr …
über ihr interesse freuen wir uns.
uns sind bisher als „innovative“ und bereits praktizierte wohnformen für alte bekannt: neue WG-konzepte und baugruppen, die irgendwie „generationenwohnen“ im fokus haben.
WG-erfahren, wie wir sind, finden wir das zusammenleben – egal ob mit fremden oder freund*innen –  in einer WG zu eng, weil wir ja auch unsere altersschrullen kultivieren wollen , also mehr rückzugsmöglichkeiten brauchen und auch nimmer soo flexibel sind, dass wir in die nächste WG umziehen, wenn’s nicht passt.

neuerdings sind 2 „clusterwohnungen“ als angebote aufgetaucht. die im sonnwendviertel sind uns zu teuer und zu aufwändig. baugruppen haben darüber hinaus die tendenz, relativ homogene gruppen anzusprechen. gut gefiele uns hingegen das das konzept „community7“ – https://www.4-im-viertel.at/wohngemeinschaften/ – allerdings kommt eine übersiedlung in eine gegend, wo man mehrfach umsteigen muss, um auch nur irgendeinen veranstaltungsort zu erreichen, für uns nicht in frage. „barrierefreiheit“ sollte auch die wohnumgebung einschließen.

es scheint auch die caritas auf den zug generationenwohnen aufzuspringen, die überlegungen zur ankerbrotfabrik finden wir ausgesprochen interessant und hier scheint auch diversität gegeben. aber ich hoffe doch sehr, dass ich nicht im alter – und das in wien! – zu den katholen zurückkehren muss…

vom baulichen her ist mir dazu das jugendwohnheim ober st. veit eingefallen. zimmer mit nasszelle (kleinstküche wär natürlich auch wünschenswert) rund um eine gemeinsame große küche pro stock – hier sogar konfliktreduzierend mit absperrbaren kastln.
das hat mir als junge frau gut gefallen und für’s alter fänd ich es geradezu ideal, da die – quasi selbstverständlichen – alltäglichen kontakte die erwartbaren mobilitätseinschränkungen kompensieren könnten und doch nachbarschaften bleiben.

ähnliches wäre doch auch im kwp denkbar? hier kennen wir die häuser nicht so gut. aber die exzellenten lagen – wir denken etwa an liebhartstal oder schmelz – wären natürlich sehr verlockend, besonders auch, solange man das grün rundherum nicht nur durch rausschauen genießen kann.
generell finden wir es bedenklich, wie sich die sicht auf das altern entwickelt: hier die ach so aktiven (sportlichen, konsumierenden etc) pensionist*innen, dort das 4. alter – da ist dann nur noch von pflege die rede. ich glaube mich zu erinnern, dass die gerontologie vor einigen jahrzehnten ganz was anderes vertreten hat. war es nicht der gefeierte rosenmayr, der meinte, die alternden sollten rechtzeitig in alteresgerechte wohnungen (gemeint waren damals nur heime) umziehen, damit sie noch imstande sind, sich dort einzuleben, sprich infrastruktur kennenlernen, kontakte herstellen etc. schade, dass diese überlegungen ebenso verschwunden sind wie die abmachungen von freund*innenkreisen so um die pensionierung herum, in welchem „heim“ sie sich wiederfinden wollen und die dann laufend dort einzogen, einander besuchten und damit auch das innen-außen-verhältnis ganz selbstverständlich stärkten.  so jedenfalls hat man mir vor jahren erzählt, wie klass das in wien liefe….
nun, mittlerweile setzt man, nicht zuletzt weil die ausbeutung der frauen über transnationale care-ketten so billig ist und allgemein so gut ankommt, auf pflege zu hause bis zum gehtnichtmehr.
und auf der anderen seite werden die einrichtungen für pflegebedürftige tatsächlich immer mehr zu ghettos – so schön und durchdacht die neuen architektonisch auch sein mögen.

unser verein war in den letzten jahren gemeinsam mit einer engagierten künstlerin in der grätzlarbeit engagiert. das war und ist schön und wir behaupten (etwas großspurig), dass es gelingen kann, eine lokale carekultur aufzubauen. diese erfahrungen könnten wir in ein altenghetto, das sich öffnet, durchaus einbringen.
wir stellen uns also vor, dass so ein „experiment“ der durchmischung von alternd-alt-älter-am ältesten nicht nur den vorteil hätte, dass die bewohner*innen den weg zum nächsten supermarkt gut kennen, bevor die demenzanzeichen kommen, sondern auch, dass ein solidarisches miteinander allen bewohner*innen (und vermutlich auch dem personal) gut tun könnte.
dazu verweise ich auf das exzellente konzept von http://wohnen-ohne-alterslimit.at bzw. http://wohnen-ohne-alterslimit.at/wp-content/uploads/2018/01/Projektbeschreibung1.pdf (kurzfassung). aus dieser gruppe heraus haben sich auch einige leute zusammen getan, die über eine umsetzung im gewohnten lebensumfeld nachdenken.
wär’s nicht schön, wenn sich das nachdenken von allen seiten aufeinander zu bewegt?
ich bin jedenfalls gespannt, ob sie mit unseren überlegungen was anfangen können. fein wär’s schon!
beste grüße …

nun staunen wir über die antwort!

ALLES IM KWP BEREITS UMGESETZT! es gibt kindergärten, einen austausch mit schulen, grätzlarbeit, studierende und man beschäftigt sich sogar mit „tabuthemen“ (gemeint ist sexualität!), außerdem gibt es nasszellen, kochmöglichkeiten und ehrenamtliche mitarbeiterInnen in großer zahl.

leider dürfen wir die antwort nicht im wortlaut veröffentlichen, aber es ist klar:

im unterschied etwa zur caritas, die grad die alten fragt, was sie wollen, weiß die gemeinde wien selbstverständlich, was wir wollen und hat die lösungen schon lang und die sind immer die richtigen.

oder?

wir hätten es ahnen können?! kwp sind nur für „österreichische Staatsbürgerschaft oder Gleichgestellte“ … wie konnten wir offenheit erwarten?

am thema bleiben wir dran!

erfahrungen und hinweise bitte an unsere vereinsadresse . wir freuen uns über einschlägige nachrichten!