Menü Schließen

corona – eindrücke von alten leuten

einig sind wir uns in einem: der versuchte ausschluss von uns alten aus dem öffentlichen raum war und ist nicht zumutbar! widerstand ist angesagt!

der angebliche schutz – die pauschalierung als risikogruppe – war (und ist) eine unglaubliche diskriminierung. und das wegsperren in den heimen war bekanntlich gesundheitsgefährdend.

der ungewöhnliche sorge-sprech der regierung und all die süßen angebote von lieben leuten konnten nicht lang darüber hinwegtäuschen, dass es nicht um unseren schutz geht – wer sollte überhaupt dieses wir sein, das auf eine jahreszahl gründet? – sondern dass das gesundheitssystem vor uns geschützt wird. da war es nur logisch, dass verschiedene gruppen mit gemeint wurden, die tatsächlich eine spezifische unterstützung gebraucht hätten.

unglaublich war dieser turn auch deshalb, weil seit gefühlt 2 jahrzehnten „aktiv altern“ propagiert wurde. wir haben diesem aktivierungsregime immer misstraut. nun ist es passé!

kantnerpark. künstlerinnen: gudrun lenk-wane, negin rezai, narges tabaripanah u. parknutzerInnen

aktiv altern wurde als gegenbild zu den alten, die auf der parkbank sitzen, konstruiert. als sich am ersten sonnigen märz(corona)tag zwei alte frauen – mit abstand, aber sichtlich genießend – im park niederließen, war schnell klar, worum es geht: sie wurden von der polizei bedroht, mit anzeigen aber auch mit der ankündigung „sie werden schon noch sehen…!“. ist es übereifer? ist es eine gute gelegenheit zum durchgreifen? ist es neid? fürsorge ist es nicht!

zornig waren auch jugendliche, wenn sie zu hause bleiben müssen, um uns „zu schützen“, sie wären ja sonst lebensgefährdend (!) – während viele von uns die ansteckungsgefahr, aber nicht alle regeln ernst nahmen – und selbst einkaufen gingen. ZU RECHT sind die kids wütend. und es zeigt sich wieder einmal, dass sich das entgegensetzen von jung und alt gegen beide richtet.

tatsächlich gehörte auch für uns alte der blick auf gesperrte parks und spielplätze zu den bedrückendsten eindrücken in der lock-down-zeit im frühjahr 2020 – bedrückend das wissen um kinder, die in (oft viel zu kleinen) wohnungen sitzen und womöglich schulen ausgeliefert sind, die sich nicht im entferntesten mit e-learning beschäftigt haben.

untereinander haben wir viel über unsere ängste geredet. über eine merkwüdige – und hochinteressante – zeit diskutiert. was passiert, wenn niemand (!) die folgen einschätzen kann? was da alles möglich ist! wie viel staatskohle plötzlich da ist! und gleichzeitig muss noch immer die kinderbeihilfe für pflegerinnen gekürzt werden?

hier die blanke angstmache, da die verschwörungskonstrukte zum ängste bannen und dann noch die hoffnungen, die sich an eine so massive umbruchssituation binden: endet nun das märchen von den wunderkräften der märkte? kann der planet doch noch gerettet werden? fährt ein virus den kapitalismus an die wand? vieles schien möglich, nix war klar – auch die orientierung fällt nicht leicht. wir alte mit viel lebenserfahrung? haha.

 

unser veränderter alltag …

wie gut, dass wir die neuen medien haben. was machen die, die keinen zugang haben?

aber natürlich hat uns die reduzierte persönliche kommunikation zu schaffen gemacht. wie gern hätten wir alle „unsere lieben“ abgebusselt. oder doch nicht? interessant war jedenfalls auch der entlastungseffekt: die innerfamiliären besuchsverpflichtungen waren abgesagt. und nicht immer waren die älteren soo traurig darüber. das gilt auch für freundeskreise, denn das aktivierungsregime hat längst das sozialleben mit erfasst: auch für kontakte gilt das optimierungsgebot – viele und gute netzwerke musst du haben. halten die nun? wenn wir unsere betriebsamkeiten aufgeben (müssen), was bleibt dann? genügend tragfähige kontakte oder doch die angst vor einsamkeit, die sich verstärken könnte, wenn unsere mobilität aus verschiedensten gründen weiter eingeschränkt wäre? oder mehr klarheit über unsere kommunikativen bedürfnisse, unsere abhängigkeiten, unsere autonomievorstellungen, unsere illusionen?

immer wieder viel zum nachdenken: wie geht care-kultur?